Förderung Geförderte Vorhaben Reparationsforderungen für die Sklaverei in Jamaika: Akteur/innen, Debatten und geschichtspolitische Aktivitäten

Reparationsforderungen für die Sklaverei in Jamaika: Akteur/innen, Debatten und geschichtspolitische Aktivitäten

Die karibischen Reparationsforderungen sind nicht nur für die historische und ethnologische Karibikforschung relevant, sondern auch für die Neubewertung von Kolonialismus und Sklaverei in Europa.

Reparationen für die Verbrechen und langfristigen Folgen des transatlantischen Versklavungshandels wurden seit dem 18. Jahrhundert von versklavten Afrikanern, ihren Nachkommen, aber auch von Missionaren, Schriftstellern, Philosophen sowie seit Mitte des 20. Jahrhunderts von Menschenrechtsaktivisten, Wissenschaftlern, Politikern und Vertretern nationaler und internationaler Organisationen immer wieder gefordert. Als die CARICOM Reparations Commission (CRC) mit Unterstützung der UNO und der Premierminister der Gemeinschaft karibischer Staaten (CARICOM) erstmals europäische Regierungen adressierte, haben Forderungen nach einem Dialog über historisches Unrecht und wiedergutmachende Gerechtigkeit eine stärkere globalpolitische Sichtbarkeit erreicht und damit die notwendige Aufarbeitung der Sklaverei zu einem globalen Anliegen mit einer neuen geographischen und symbolischen Reichweite gemacht.
Jamaika ist als Fallbeispiel aufgrund seiner historischen und gegenwärtigen Schlüsselrolle für Reparationen in der Karibik sowie als Vorreiter auf globaler Ebene relevant. Die 2009 gegründete Jamaican National Commission on Reparations (NCR) verhandelt als ein Hauptakteur innerhalb der CRC Reparationen für die karibischen Commonwealth Staaten mit Großbritannien. Reparationsforderungen sind aber auch in der französisch- und spanischsprachigen Karibik mehrfach von zivilgesellschaftlichen und staatlichen Akteur/innen artikuliert worden. Im Rahmen eines Verflechtungsansatzes, der den lokalen und national begrenzten Rahmen verlässt und den Akteuren, ihren Netzwerken, Handlungen sowie Debatten in ihren innerkaribischen und transatlantischen Interaktionen folgt, werden auch deren Beiträge und Interaktionen mit jamaikanischen Reparationsaktivisten in die Analyse mit einbezogen.
Das zentrale Ziel des Projektes ist die Erforschung der sozialen Dynamiken und Konfliktfelder der Aushandlung von Aktivismus und einer Agenda für Reparationen. Diese fokussiert die lokale Ebene in Jamaika und fragt anhand ausgewählter Beispiele nach Strategien der karibischen und global agierenden Aktivisten. Im Mittelpunkt steht eine Erfassung und Analyse der geschichtspolitischen Aktivitäten zur Neu-Deutung der Geschichte der Sklaverei und ihrer Folgen im Zusammenhang mit gegenwärtigen strukturellen Entwicklungsproblemen in Jamaika.
Die Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, europäische und außereuropäische Geschichte, Praktiken und Ideen nicht länger getrennt voneinander, sondern als globale Verflechtungsgeschichte konzeptionell weiterzuentwickeln. Die Relevanz der karibischen Reparationsforderungen soll nicht nur für die historische und ethnologische Karibikforschung, sondern auch für eine Neubewertung von Kolonialismus und Sklaverei in Europa herausgestellt werden.

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