Förderung Sonderprogramme

Sonderprogramme

Die Stiftung unterstützt eine Reihe von Sonderprogrammen, deren Auflistung Sie im Folgenden finden. Die Antragstellung erfolgt bei den jeweiligen Trägerinstitutionen.

  • Thyssen Lectures
    Thyssen Lectures

    Die Fritz Thyssen Stiftung setzt mit den „Thyssen Lectures“ eine Tradition fort, die sie beginnend im Jahre 1979 nach Stationen in Deutschland auch an einer Reihe von Universitäten in Tschechien, Israel, der Russischen Republik, der Türkei und zuletzt in Griechenland initiiert hat.

    Die Reihe in Großbritannien wird über einen Zeitraum von vier Jahren unter der Leitung von Professorin Christina von Hodenberg, der Direktorin des Deutschen Historischen Instituts London, organisiert und ist dem Rahmenthema „Science, Knowledge, and the Legacy of Empire“ gewidmet. Für jeweils zwei Vorlesungen pro Jahr, im Mai und Oktober, werden angesehene internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeladen. Jede Vorlesung, die zunächst am Bloomsbury Square, dem Sitz des Deutschen Historischen Instituts London, gehalten wird, wird an einer britischen Universität außerhalb des Großraums London wiederholt.

    Ein Ziel dieser Förderung ist es, die Arbeit des DHI mit den wissenschaftlichen Partnern in Großbritannien und (Nord-)Irland stärker zu vernetzen und dazu beizutragen, das Zentrum noch mehr zu einem Ort des internationalen Austausches in der Geschichtswissenschaft und angrenzenden Disziplinen zu machen.

    Die imperialen und kolonialen Kontexte, in denen die moderne Wissenschaft entstanden ist, haben Wirkungen bis zum heutigen Tag. Sei es die Herkunft von Museumssammlungen, der Eurozentrismus von Geschichtslehrbüchern und akademischen Lehrplänen oder der Mangel an Universitätsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern aus ethnischen Minderheiten – die Schatten der imperialen Vergangenheit werden vielfach kritisch diskutiert. Die Vortragsreihe befasst sich mit dem Themenbereich »Wissenschaft und Imperium« und der analytischen Kategorie des »kolonialen Wissens«. Die Postcolonial Studies haben das »koloniale Wissen« seit langem als hegemoniales Instrument der Imperiumsbildung identifiziert. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Deutschen Historischen Institut London stützen sich auf diesen konzeptionellen Rahmen, stellen ihn aber auch in Frage und betrachten die Produktion und Zirkulation von Wissen in kolonialen Kontexten als einen unruhigen und brüchigen Prozess, der die koloniale Staatsmacht ebenso oft herausforderte und destabilisierte, wie er sie stützte. Das Interesse richtet sich darauf, die Beziehung zwischen den Orten der Wissensproduktion und breiteren, interimperialen und potenziell globalen Netzwerken der Wissenszirkulation zu untersuchen. Es wird gefragt, wie sich solche Formen der Zirkulation auf die Art des produzierten Wissens und die Machtverhältnisse auswirkten, die seit langem das Verständnis von kolonialem Wissen und Strukturen von Herrschaft und Unterordnung prägen. Vor allem aber soll das Nachleben von kolonialem Wissen und imperialer Wissenschaft in der jüngeren Geschichte des einundzwanzigsten Jahrhunderts in Großbritannien, Deutschland und darüber hinaus untersucht werden: Wie prägt das imperiale Erbe die akademische Welt und die Wissensproduktion der Gegenwart? Wie werden die koloniale Vergangenheit und die sich daraus ergebenden Verpflichtungen heute debattiert? Welchen Stellenwert haben sie in den Erinnerungskulturen, und welche Rolle spielen sie in den politischen Beziehungen innerhalb Europas und in den Beziehungen Europas zur außereuropäischen Welt?

    Den Auftakt der Reihe machte Sumathi Ramaswamy, James B. Duke Professor of History, Duke University, Durham, North Carolina, die im Oktober 2022 in London und in Cardiff zum Thema »Imagining India in the Empire of Science« sprach. Die zweite Lecture, die in London und Manchester stattfand, hielt der an der Freien Universität Berlin lehrende Globalhistoriker Sebastian Conrad, dessen Thema „Koloniale Zeiten, globale Zeiten: Geschichtsschreibung und imperiale Weltgestaltung“ war.

    Im Oktober 2023 sprich Frederick Cooper (New York) in London und Glasgow zu „Understanding Power Relations in a Colonial Context: Top-Down, Bottom-Up, In-Between“.

    Die Vorlesungen werden in der Reihe »Thyssen Lectures in Großbritannien: Science, Knowledge and the Legacy of Empire − Wissen(schaft) und das Erbe des Empire« im Verlag Klaus Bittner in Köln in englischer und deutscher Sprache publiziert.

    Weitere Informationen:

    https://www.ghil.ac.uk/events/lectures#c4349

  • Reimar Lüst-Preis
    Reimar Lüst-Preis

    In Deutschland gab es lange keine international wahrgenommene und anerkannte Förderung für Geistes-, Sozial-, Rechts- und Gesellschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die in der bilateralen wissenschaftlichen und/oder kulturellen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und dem Heimatland hoch angesehene und wichtige »Multiplikatoren« sind.

    Bei diesen Forscherinnen und Forschern handelt es sich besonders häufig um überragend wichtige Kooperationspartnerinnen und -partner für die deutsche Wissenschaft, deren wissenschaftliche Arbeiten aber – meist schon aufgrund ihrer »bilateralen« Ausrichtung – in der Wissenschaftslandschaft außerhalb Deutschlands nur eingeschränkt rezipiert werden. Mit dem durch die Alexander von Humboldt-Stiftung und die Fritz Thyssen Stiftung ins Leben gerufenen »Reimar Lüst-Preis für internationale Wissenschafts- und Kulturvermittlung« sollen ausgewählte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in dieser Weise als »Multiplikatoren« engagiert haben, ausgezeichnet werden. Der Preis wird jährlich an bis zu zwei hoch angesehene Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler verliehen. Die Preise sind jeweils mit 60.000 € dotiert.

    Benannt ist der Preis nach dem früheren, im Jahr 2020 verstorbenen Präsidenten der Alexander von Humboldt-Stiftung und früheren Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Fritz Thyssen Stiftung.

    Preisträgerinnen und Preisträger:

    2023:

    Sophia Labadi ist eine herausragende interdisziplinäre Forscherin auf dem Gebiet der Kulturerbe- und Menschenrechtsforschung. Seit 2019 ist sie als Professorin an der Universität in Kent, Vereinigtes Königreich, tätig. Mit ihrer Arbeit will sie Schlüsselkonzepte wie „Welterbe“ und „immaterielles Erbe“ sowie die Verbindungen zwischen kulturellem Erbe und nachhaltiger Entwicklung analysieren, dekonstruieren und neu konzipieren. Dabei erörtert sie, wie das Konzept des Kulturerbes und Museen dringende globale Herausforderungen wie soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit angehen können. Durch ihre Arbeit in verschiedenen internationalen Organisationen und für Regierungen setzt Sophia Labadi politische Akzente und ist eine der wenigen Kulturerbe-Wissenschaftlerinnen, deren Theorien, Erkenntnisse und Entdeckungen sowohl den akademischen Diskurs als auch die Praxis der Kulturerbeverwaltung weltweit prägen. Als Reimar Lüst-Preisträgerin plant Sophia Labadi einen Forschungsaufenthalt an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

    Christian Dustmann ist einer der weltweit führenden Wirtschaftswissenschaftler auf dem Gebiet der Arbeitsmarktforschung. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Migrationsforschung und Arbeitsmarktökonomik. Seit 2004 ist er Professor für Volkswirtschaftslehre am University College London und Gründungsdirektor des Centre for Research and Analysis of Migration. Dustmann berät regelmäßig Regierungsstellen, internationale Organisationen und die Medien zu aktuellen politischen Themen. Mit seinen zahlreichen Publikationen und seiner aktiven Rolle in der akademischen Gemeinschaft trägt Christian Dustmann entscheidend zum Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Migration und Wirtschaft bei. Christian Dustmann wird seinen mit dem Preis verbundenen Forschungsaufenthalt am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg verbringen.

    2022:

    Patrick Haggard (Großbritannien)
    Hélène Miard-Delacroix (Frankreich)

    2021:

    Sonja Mejcher-Atassi (Libanon)
    Lilia Moritz Schwarcz (Brasilien)

    2020:

    Robert Gerwarth (Irland)
    Sung-Soo Kim (Südkorea)

    2019:

    Toshiyuki Kono (Japan)
    Hannah Ginsborg (USA)

    2018:

    Ulinka Rublack (Großbritannien)
    Mara R. Wade (USA)

    2017:

    Mary Lindemann (USA)
    Sheila Jasanoff (USA)

    2016:

    W. Daniel Wilson (Großbritannien)
    Raanan Rein (Israel)

    2015:

    Rüdiger Görner (Großbritannien)
    Jacob Kehinde Olupona (USA)

    2014:

    M. Olivier Beaud (Frankreich)
    Myles W. Jackson (USA)

    2013:

    Vladimir Salac (Tschechische Republik)
    Keiichi Yamanaka (Japan)

    2012:

    Moawiyah M. Ibrahim (Jordanien)

    2011:

    Daniel W. Bromley (USA)
    John J. Kanet (USA)

    2009:

    Elinor Ostrom (USA)
    Roland Recht (Frankreich)

    2008:

    David Simo (Kamerun)
    Jean-Claude Schmitt (Frankreich)

    2007:

    Kenneth W. Dam (USA)
    Koresuke Yamauchi (Japan)

    Weitere Informationen:

    https://www.humboldt-foundation.de/bewerben/foerderprogramme/reimar-luest-preis

  • Forschungsstipendium am Historischen Kolleg München
    Forschungsstipendium am Historischen Kolleg München

    Die Fritz Thyssen Stiftung unterstützt die Arbeit des »Historischen Kollegs München« auch in den akademischen Jahren 2023/2024, 2024/2025, 2025/2026 und 2026/2027 mit je einem Forschungsstipendium.

    Das Historische Kolleg, 1980 errichtet und seit 1988 mit Sitz in der Kaulbach-Villa, ist ein Institute for Advanced Study der historisch orientierten Wissenschaften. Es gewährt Gelehrten einjährige Stipendien, damit sie sich frei von anderen Verpflichtungen in der einzigartigen Atmosphäre zwischen Bayerischer Staatsbibliothek und Englischem Garten ganz auf den Abschluss eines Buchprojektes konzentrieren können.

    Berufungen in das Kolleg werden – wie Berufungen nach Princeton oder an das Collège de France – als Auszeichnungen verstanden. Bei der Auswahl, die das Kuratorium des Historischen Kollegs trifft, steht einzig die Förderung der Forscherpersönlichkeit im Vordergrund, nicht das Forschungsthema. Im Laufe des Kollegjahres diskutieren die Fellows ihr Forschungsprojekt jeweils im Rahmen eines Kolloquiums mit Fachkolleginnen und -kollegen. Die Ergebnisse dieser Tagungen erscheinen in der Reihe »Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien«.

    Weitere Informationen:

    www.historischeskolleg.de

  • Residency Program für amerikanische Historiker
    Residency Program für amerikanische Historiker

    An der Eberhard Karls Universität Tübingen unterstützt die Fritz Thyssen Stiftung ein „Residency Program für amerikanische Historikerinnen und Historiker“.

    Die Initiative zur Einrichtung eines „Residency Program“ für amerikanische Historikerinnen und Historiker an der Eberhard Karls Universität Tübingen ging von der Organization of American Historians (OAH), einer der großen Standesverbände von Historikerinnen und Historikern an Universitäten der USA, aus. Die OAH unterhält seit Längerem ein sehr erfolgreiches Partnerschaftsprogramm mit der Universität Kobe in Japan und ist nun an einem Ausbau der Vernetzung ihrer Mitglieder in Europa interessiert. Ziel ist es, das Interesse an amerikanischer Geschichte an europäischen Universitäten zu verstärken. Pro Jahr kommt ein amerikanischer Historiker oder eine Historikerin (Professor/in an einem College oder einer Universität) für fünf Wochen nach Tübingen, um eine Lehrveranstaltung in Blockform anzubieten. Für Tübinger Studierende bedeutet dies eine wirkungsvolle Ergänzung der Seminare zur außereuropäischen Geschichte.

    Weitere Informationen:

    www.oah.org/programs/residencies/germany/

  • Pre-Dissertation Fellowships in Deutscher und Europäischer Geschichte
    Pre-Dissertation Fellowships in Deutscher und Europäischer Geschichte

    Die Stiftung fördert »Pre-Dissertation Fellowships für Doktorandinnen und Doktoranden der Deutschen und Europäischen Geschichte an einer Universität der Westküste der USA«. Das Programm verantworten Prof. Stefan-Ludwig Hoffmann, Department of History, University of California, Berkeley, USA, und Prof. Simone Lässig, Deutsches Historisches Institut Washington, USA.

    Seit der Auslobung der ersten Reisestipendien 2019 erhielten 15 Doktorandinnen und Doktoranden von sechs Universitäten an der nordamerikanischen Westküste (University of California, Berkeley; University of Southern California; Stanford University; University of Oregon, Eugene; University of California, Santa Barbara und University of British Columbia, Vancouver) die Möglichkeit, vier bis sechs Wochen in deutschen Archiven und Bibliotheken fundierte Vorfeldforschung zu betreiben.

    Die Rezipienten nutzen neben den großen Staats- und Landesarchiven und Universitätsbibliotheken in Berlin, Hamburg und München z.B. auch kleinere Archive, z. B. die Stadtarchive von Augsburg, Regensburg und Goslar; das Jüdische Museum Berlin; das Archiv der Gedenkstätte Ravensbrück; die Arolsen Archives und das Schwule Museum Berlin.

    Die 2021 geförderten Forschungsprojekte umfassen eine Vielzahl von Themen und Epochen: Unter dem Arbeitstitel »White Roots, Redwoods« recherchierte eine Stipendiatin die Geistesverwandtschaft amerikanischer Umweltschützer, die sich um den Schutz der Küstenmammutbäume  bemühten und sich zugleich mit deutschen Nationalsozialisten um den Niedergang der »nordischen Rasse« sorgten. Ein anderer Doktorand untersuchte die Frage, wie die Deutschen im Spätmittelalter auf das plötzliche Auftauchen der Romani reagierten. Dazu kommen mehrere Themen aus der Holocaust-Forschung, wie z. B. eine Arbeit zu den Internierungslagern jüdischer Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich in Hongkong und Singapur.

    Das Fellowship-Programm ist nicht nur für dessen Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine wichtige Förderung, sondern setzt zugleich neue Impulse im transatlantischen Wissenschaftsaustausch. Die forschungsstarke Westküste richtet sich geographisch zunehmend nach Asien und Lateinamerika aus und drängt damit die deutsche und europäische Geschichte in den Hintergrund – ein Trend, der sich langfristig negativ auf die deutsch-amerikanische Forschungskooperation auswirken wird. Das Fellowship-Programm dient einer neuen Verschränkung der deutschen und amerikanischen Wissenschaftslandschaften und der Förderung angehender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Pazifikküste.

  • Alfred Grosser Lehrstuhl
    Alfred Grosser Lehrstuhl

    Die Fritz Thyssen Stiftung unterstützt den »Chaire Alfred Grosser« an der Universität Sciences Po, Paris, bereits seit über sieben Jahren. Das Programm verantwortet Frau Professorin Elissa Mailänder.

    Der Alfred Grosser Lehrstuhl wurde mit dem Ziel eingerichtet, die komparative und interdisziplinäre Forschung und Lehre zu Deutschland, den deutsch-französischen Beziehungen und Deutschland in Europa und der Welt, die von Alfred Grosser an Sciences Po begründet wurden, zu verstetigen. Der Lehrstuhl hat außerdem die Aufgabe, akademischen und wissenschaftlichen Austausch zwischen Frankreich und Deutschland anzuregen, gemeinsame Forschungsprojekte zu fördern und die individuellen Karrieren sowohl von aufstrebenden als auch von bereits etablierten europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu unterstützen.

    Oft behalten Lehrstuhlinhaberinnen und –inhaber auch nach ihrem Grosser-Jahr einen Bezug zu Sciences Po und/oder anderen französischen Forscherinnen und Forschern und tragen so zur nachhaltigen deutsch-französischen Wissenschaftszusammenarbeit bei. Moritz Schularick, beispielsweise, Präsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft und Grosser-Gastprofessor 2015/16 blieb nach seinem Aufenthalt mit Sciences Po affiliiert und erhielt 2022 den prestigeträchtigen Leibniz-Preis für seine Forschungsergebnisse.

    Zuletzt waren Paul Marx, Inhaber des Lehrstuhls für Politische Wissenschaft mit Schwerpunkten im Bereich Politische Ökonomie an der Universität Bonn, und die Historikerin Esther Möller Alfred Grosser-Gastprofessoren am Institut d’Études Politiques in Paris.

    Weitere Informationen:

    http://www.sciencespo.fr/international/en/content/alfred-grosser-chair

  • Bielefelder Debatten zur Zeitgeschichte
    Bielefelder Debatten zur Zeitgeschichte

    Die »Bielefelder Debatten zur Zeitgeschichte« (BDZ) greifen zentrale Themen und Kontroversen der Zeitgeschichte auf, diskutieren sie vielstimmig und erweitern sie um neue Perspektiven. Im Sinne einer gegenwartszugewandten zeithistorischen Forschung widmen sie sich Problemzusammenhängen, die in jüngster Zeit – im nationalen wie transnationalen Rahmen – in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik eine zentrale Rolle spielen. An der Schnittstelle von Forschung, Lehre und Öffentlichkeit knüpfen sie an die lebendige Debattenkultur der Bielefelder Geschichtswissenschaft an und sollen nicht nur innerwissenschaftliche Diskussionen beleben, sondern auch den gesellschaftlichen Austausch bereichern. Die 2020 neu etablierte Reihe begründet ein Format, das es in dieser Form im deutschsprachigen Raum noch nicht gibt. Die Gespräche werden im Nachgang in der Reihe »Vergangene Gegenwart. Debatten zur Zeitgeschichte« publiziert.

    Am 11. Februar 2021 befasste sich die BDZ II in einer Einführung von Prof. Morina und zwei Gesprächen mit dem Thema »Antisemitismus und Rassismus. Konjunkturen und Kontroversen seit 1945«. Am Bielefelder ZiF historisierten Prof. Stefanie Schüler-Springorum (Berlin) und Prof. Ulrich Herbert (Freiburg) in einem ersten Gespräch, moderiert von Prof. Morina, die zeithistorische Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Rassismus. Das zweite Gespräch zwischen Prof. Teresa Koloma Beck (Hamburg) und Dr. Max Czollek (Berlin), moderiert von Dr. Amir Theilhaber, fokussierte die derzeitigen wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Diskurse um Antisemitismus und Rassismus.

    Die BDZ III fand am 27. Januar 2023 statt und widmete sich dem Thema »Die Zukunft der NS-Erinnerung. Geschichte als gesellschaftliche Selbstverständigung«. Zu Beginn haben sich Ulrike Jureit (Hamburg)  und Bill Niven (Nottingham) zu „Zeithistorischen Perspektiven auf den Umgang der Deutschen mit dem Nationalsozialismus seit 1945“ ausgetauscht. Gegenwart und Zukunft des öffentlichen Erinnerns an den Nationalsozialismus war Gegenstand einer von Anna Strommenger moderierten Diskussion von Natan Sznaider (Tel Aviv) und Ahmad Mansour (Berlin).

    Weitere Informationen:

    https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/geschichtswissenschaft/abteilung/arbeitsbereiche/zeitgeschichte/veranstaltungen/bielefelder-debatten-zeitgeschichte/

  • Simon-Dubnow-Vorlesung
    Simon-Dubnow-Vorlesung

    Das Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow, Leipzig, veranstaltet mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung die jährlich stattfindende »Simon-Dubnow-Vorlesung«.

    Die Simon-Dubnow-Vorlesung findet seit 2000 einmal im Jahr an einem zentralen Ort der Stadt Leipzig in festlichem Rahmen statt. Hierzu lädt das Institut international herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Leipzig ein, um die Geschichte von Jüdinnen und Juden im Kontext der allgemeinen Historie näher zu beleuchten.

    Am Donnerstag, dem 12. Mai 2022, konnte die ursprünglich bereits für das Jahr 2020 geplante Vorlesung im vollbesetzten Vortragssaal der Bibliotheca Albertina in Leipzig stattfinden. Vor einem breiten Publikum sprach Dan Diner unter dem Titel »Kontingenz« über das jüdische Palästina im Zweiten Weltkrieg. Dabei erzählte der deutsch-israelische Historiker die Anatomie des Zweiten Weltkrieges aus einer ungewohnten Perspektive: Im Zentrum des Geschehens stand das jüdische Palästina, gelegen am Schnittpunkt der europäisch-kontinentalen und außereuropäisch-kolonialen Wahrnehmung. Statt, wie üblich, vom zentralen Verursacher Deutschland auszugehen, richtete sich sein Blick vom globalen Süden aus in den Norden. Dieser Fokus machte die Verschränkung zweier Konfliktlagen, das Ineinandergreifen wie das Auseinandertreten zweier Kriege sichtbar: der sich zum Weltkrieg ausweitende europäische Krieg sowie der jüdisch-arabisch-britische Konflikt in und um Palästina.

    Dan Diner ist emeritierter Professor für Moderne Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem sowie für Jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig. 15 Jahre lang, von 1999 bis 2014, war er zudem Direktor des Dubnow-Instituts. Seine Publikation »Ein anderer Krieg« war nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2021, Kategorie »Sachbuch/Essayistik«.

    Die 22. Vorlesung am 7. Dezember dieses Jahres hält der an der Universität von Pennsylvania lehrende Historiker Benjamin Nathans, der zum Thema „Juden, Dissidenten, Sowjetmenschen. Die Entzauberung des Sozialismus“, spricht.

    Weitere Informationen zur Simon-Dubnow-Vorlesung finden Sie hier:

    https://www.dubnow.de/veranstaltungen/formate/simon-dubnow-vorlesung

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