Aktuelles
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04.-05.03.2021: Kolloquium "Interkultureller Texttransfer und Übersetzung"
Texte erweisen sich seit jeher als ein maßgebliches Medium interkultureller Kommunikation. Sie beschränken sich nicht darauf, Informationen zu speichern, sondern spielen in interkulturellen Begegnungs- und Aushandlungsprozessen eine kaum zu unterschätzende Rolle. Ziel des Kolloquiums ist es, speziell die Übersetzungsproblematiken in den Vordergrund zu rücken, die sich einstellen, sobald Texte nicht allein intellektuelle, sondern auch geographische oder kulturelle Grenzen überschreiten. Wie wurde die aus der jüdischen Tradition stammende Begrifflichkeit der Bibel in der paganen Welt der Antike übersetzt? Wie gestaltet sich die übersetzerische Übertragung und (Re-)Legitimation von religiösen, poetischen oder philosophischen Autoritäts- und Wahrheitsansprüchen? Und welche Methoden sind geeignet, solche Übertragungs- bzw. Übersetzungsprozesse sowohl historisch als auch systematisch zu untersuchen?
Fragen wie diese diskutieren die Mitglieder des Arbeitskreises „Text und Textlichkeit“ in digitaler Form zusammen mit ausgewählten externen Experten. Das Kolloquium selbst ist nicht-öffentlich, eine Publikation der Kolloquiumsbeiträge im Rahmen der gleichnamigen Schriftenreihe des Arbeitskreises ist allerdings vorgesehen.
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12.-13.11.2020: Kolloquium „Die Unvermeidlichkeit des Textes“
Das 6. Kolloquium des Arbeitskreises „Text und Textlichkeit“ der Fritz Thyssen Stiftung steht unter dem Titel „Die Unvermeidlichkeit des Textes“ und zitiert damit, programmatisch variierend, eine berühmte Formel Friedrich Nietzsches, nämlich die der „Unvermeidlichkeit der Bilder“. Diskutiert wird in arbeitskreisinternem Rahmen über die Relevanz des Textes als einer spezifischen kulturellen Praxis. Einerseits geht es um die Universalisierung bzw. Entgrenzung des Textbegriffes und den Statuswechsel, den das Phänomen ›Text‹ dabei erfährt; andererseits aber auch um dessen Marginalisierung in der jüngeren wissenschaftlichen Entwicklung und eine vielfach zu beobachtende Einschränkung der Zuständigkeiten von Texten (insbesondere in den Bildwissenschaften).
Aus der Perspektive verschiedener Disziplinen soll deshalb der genuinen Spezifität des Textes auf den Grund gegangen und so die besondere Bindekraft des Textes für eine Vielzahl von Disziplinen herausgestellt werden, die im Zuge des „iconic turn“ und speziell der Entgrenzung des Textbegriffs (Stichwort: „Kultur als Text“) auseinandergedriftet sind.
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09.11.2020: Sammelband "Prädikation und Bedeutung" erschienen
Mit dem Sammelband „Prädikation und Bedeutung“ eröffnet der Arbeitskreis „Text und Textlichkeit“ im De Gruyter-Verlag seine eigene Schriftenreihe. Im Zentrum des von Andreas Kablitz, Christoph Markschies und Peter Strohschneider herausgegebenen Bandes steht die Frage nach dem spezifischen Kern sprachlicher Bedeutungsgenerierung. Von besonderem Interesse ist dabei eine deizidiert intermediale Perspektive auf das titelgebende Verhältnis zwischen Prädikation und Bedeutung. Sind Bilder in ähnlicher Weise wie die Sprache zur Prädikation in der Lage? Gibt es zwischen dem semantischen Potenzial von Gesten und dem Konnex von Prädikation und Proposition in der Sprache signifikante strulturelle Ähnlichkeiten? Und lässt sich der Musik mehr als nur in einem metaphorischen Sinne ein genuiner Sprachcharakter oder eine genuine Textlichkeit attestieren?
Fragen wie diesen geht der Band „Prädikation und Bedeutung“ aus linguistischer, sprachphilosophischer, literaturwissenschaftlicher, soziologischer sowie kunst- und musikwissenschaftlicher Perspektive auf den Grund. Präsentiert werden damit die Ergebnisse eines gleichnamigen Kolloquiums, das der Arbeitskreis im November 2018 in den Räumlichkeiten der Fritz Thyssen Stiftung abhielt.
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14.11.2019: Kolloquium „Der Text und seine Kultur(en)“ mit öffentlichem Abendvortrag
„Der Text und seine Kultur(en)“ steht im Zentrum des 5. Kolloquiums des Arbeitskreises „Text und Textlichkeit“ der Fritz Thyssen Stiftung. Diskutiert wird im arbeitskreisinternen Rahmen aus vergleichender Perspektive der Status von Textpraktiken in unterschiedlichen Kulturen. Den öffentlichen Abendvortrag hält Professor Michael Lackner (Sinologie/Erlangen-Nürnberg) zum Thema „Den Text wie eine Frucht verspeisen. Zhu Xi (1130–1200) über das rechte Lesen“.
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11.-12.07.2019: Öffentliches Kolloquium „Hermeneutik unter Verdacht“
Nachdem die Hermeneutik lange Zeit als geisteswissenschaftliche Schlüsseldisziplin galt, hat sie inzwischen in zahlreichen Fachgebieten teilweise massiv an Bedeutung verloren. Nicht wenige verbinden mit ihr einen rigiden Intellektualismus, dem insbesondere für die eminent sinnliche Dimension ästhetischer Phänomene jegliches Feingefühl fehlt. Hinzu kommt, dass selbst in klassischen Textwissenschaften wie der Literaturwissenschaft oder Theologie zunehmend von digitalen Analysemethoden Gebrauch gemacht wird, die mit der traditionellen hermeneutischen Auslegung von Texten kaum noch etwas gemein haben.
Entwicklungen wie diese werfen die Frage auf, welchen Stellenwert die Hermeneutik im 21. Jahrhundert noch für sich geltend machen kann. Ist das „Paradigma der Interpretation“ tatsächlich an sein Ende gelangt, wie verstärkt zu hören ist? Oder zeugen die aktuellen Debatten über „alternative Fakten“, „Big Data“ oder das „Ende der Postmoderne“ nicht im Gegenteil von einer anhaltenden Aktualität und Notwendigkeit der Hermeneutik?
Das Kolloquium diskutiert derlei Fragen aus der Perspektive der Literatur- und Rechtswissenschaft, der Philosophie und Theologie sowie der Sozial- und Geschichtswissenschaft. Verhandelt werden dabei sowohl kritische Positionen als auch Ansätze, die der Hermeneutik weiterhin einen zentralen Stellenwert beimessen.
Bei dem Kolloquium handelt es sich um eine öffentliche Veranstaltung. Um Anmeldung wird gebeten.
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15.-16.11.2018: Öffentliches Kolloquium „Prädikation und Bedeutung“
Zwei komplementäre konzeptuelle Verschiebungen zählen zu den Ursachen, die während der letzten Jahrzehnte zum Geltungsverlust des sprachlichen Textes als des einst zentralen Forschungsgegenstands der Geistes- und Kulturwissenschaften geführt haben. Da ist zunächst die Metaphorisierung des Textes, etwa im Konzept der „Kultur als Text“. Darüber hinaus tragen Ansprüche anderer Wissenschaften auf eigenständige und vor allem sprachunabhängige Verfahren der Generierung von Bedeutung zu dieser Tendenz bei, insbesondere in der Bildwissenschaft.
Angesichts dieser Situation scheint es angebracht, nach den spezifischen Verfahren wie Leistungen sprachlicher Bedeutungsbildung zu fragen. Das Kolloquium möchte deshalb das Phänomen der Prädikation und die in ihr steckende Leistung sprachlicher Konstitution von Sinn – also die Bedeutung – zum Ausgangspunkt einer Reflexion machen, die nach der Reichweite des Zusammenhangs zwischen beiden Phänomenen in unterschiedlichen Wissenschaften fragt.
Bei dem Kolloquium handelt es sich um eine öffentliche Veranstaltung. Um Anmeldung wird gebeten.
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02.-03.03.2018: Workshop „Textstruktur und Textgeltung“ (nicht-öffentlich)
Inwieweit hängt die spezifische Autorität von Texten mit ihrer jeweiligen Struktur zusammen? Welche rhetorischen Verfahren kommen zum Einsatz, um einen normativen Gehalt von Texten zu etablieren? Wie genau tragen institutionelle Faktoren zur Autorisierung und Kanonisierung von Texten bei? Und welche kulturellen, medialen und sozialen Aspekte liegen dem Autoritätsverlust von kanonisierten Texten bzw. etablierten textuellen Praktiken zugrunde?
Diese Fragen bilden den thematischen Fokus des ersten Workshops des im Oktober 2017 von der Fritz Thyssen Stiftung neu etablierten Arbeitskreises zum Thema „Text und Textlichkeit“ unter der Leitung von Prof. Andreas Kablitz (Lehrstuhl für Romanische Philologie und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität zu Köln), Prof. Christoph Markschies (Lehrstuhl für Ältere Kirchengeschichte, Humboldt-Universität zu Berlin) und Peter Strohschneider (Lehrstuhl für Germanistische Mediävistik, Ludwig-Maximilians-Universität München). Dem interdisziplinären Charakter dieses Arbeitskreises folgend soll der besondere Zusammenhang zwischen Fragen der Textstruktur und solchen der Textgeltung ausdrücklich unter Einbeziehung verschiedenster Fächerperspektiven untersucht werden. Im Vordergrund stehen Beiträge, die sich mit den besonderen Autorisierungsverfahren und Geltungsansprüchen von juristischen, religiösen und poetischen Texten befassen. Neben den Dimensionen der Produktion und Rezeption solcher Texte werden dabei auch die institutionellen Zusammenhänge erörtert, die sowohl bei der Sicherung als auch bei der Negation von Textgeltungsansprüchen zum Tragen kommen.
Bei dem Workshop handelt es sich um eine nicht-öffentliche Veranstaltung.
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23.10.2017: Eröffnungsveranstaltung des Arbeitskreises „Text und Textlichkeit“
Der Text des Populismus
Öffentlicher Abendvortrag von Peter Strohschneider (Ludwig-Maximilians-Universität München/Deutsche Forschungsgemeinschaft)
Populistische Politiken überspringen die „Grenzen der Gemeinschaft“ (Helmuth Plessner) und suchen deren kompakte Konsoziationsformen auf die höchst ausdifferenzierte moderne Gesellschaft überhaupt auszudehen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Textstrategien einer phantasmatischen Unmittelbarkeit, wie die Digitalschriftlichkeit der (a)sozialen Medien sie ermöglicht. Der populistische „war on media“ und gegen die sogenannte „Lügenpresse“ erweist sich von daher – anders als die Rede vom „postfaktischen Zeitalter“ annimmt – nicht als Angriff auf die Unterscheidbarkeit von Wahrheit und Lüge, sondern vielmehr als Angriff auf die Indirektheit, Vermitteltheit und Vorbehaltlichkeit jener Gesellschaftsverhältnisse der „Gutenberg-Galaxis“, als deren Ordnungsform die moderne Demokratie sich herausgebildet hatte. Der Streit um Populismus einerseits, pluralistische Gesellschaft und konstitutionelle Demokratie andererseits lässt sich insofern auch als Konflikt zweier Paradigmen von Textlichkeit beschreiben.