Vorstellung
Der Arbeitskreis befasst sich mit den Arrangements gesellschaftlicher Arbeitsteilung in modernen Gesellschaften. Moderne Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie intern in verschiedenen Dimensionen und nach verschiedenen Logiken komplex differenziert sind und dass diese Differenziertheit nicht von einem einzelnen Differenzierungsmuster regiert und stabilisiert wird. Damit wird historisch einerseits darauf reagiert, dass starre Oben-unten-Schemata die gesellschaftlichen Anforderungen nicht mehr bewältigen konnten, so dass ein neues Komplexitätsarrangement notwendig wurde. Andererseits führte das seinerseits zu neuen Komplexitätsformen. Diese bedingten unter anderem, dass sich die Gesellschaft aus unterschiedlichen Perspektiven jeweils anders darstellt und dass sie allein mit den in der jeweiligen Perspektive verfügbaren je spezifischen und kontingenten Mitteln und Möglichkeiten beschrieben werden kann und muss. Unentwegt sehen sich alle Gesellschaftsglieder daher einer großen, ebenso dynamischen wie unübersichtlichen Vielzahl von Teilsystemen und Interessendifferenzen ausgesetzt, von Sozial- und Machtlagen, von Codes, Wissensordnungen und Sinnwelten, von Geltungsquellen und Geltungsansprüchen. Gesamtschau, Orientiertheit, Erwartungssicherheit sind in vielerlei Hinsicht unwahrscheinlich, und noch unwahrscheinlicher in einer allgemeinverbindlichen Form.
Der beschreibende Zugriff aufs Ganze, Handeln ‚aus einem Guss‘, Versuche einer gesamthaften ‚Steuerung‘ scheinen schon aus logischen Gründen streng genommen unmöglich und scheitern an der Komplexität und Kontingenz dieser Gesellschaft.
Für den Arbeitskreis ist die Frage leitend, wie sich die Arrangements gesellschaftlicher Arbeitsteilung einerseits ändern und wie sie sich andererseits auch in bestimmten Richtungen ändern sollten angesichts der gesellschaftlichen Erfahrung vielfältiger Krisen.