Förderung Geförderte Vorhaben Formative Stages of German Politics: The Contested Rise of Parliamentary Democracy in Germany, 1867-1967

Formative Stages of German Politics: The Contested Rise of Parliamentary Democracy in Germany, 1867-1967

Das heutige deutsche politische System wird oftmals als „Wunder der Demokratie“ bezeichnet, das aus den unmittelbaren Nachkriegsbedingungen der Bundesrepublik entstanden ist.

Das Versagen der politischen Elite des Kaiserreichs sowie das Scheitern der Weimarer Republik gelten vielen als ursächlich für das Aufkommen des nationalsozialistischen Regimes. Allerdings reichen die Ursprünge der Parlamentarisierung in Deutschland bis zur Bildung des Norddeutschen Bundes 1867 zurück.
Besonders markant ist im deutschen parlamentarischen System die durchgehende Privilegierung der parlamentarischen Gruppe über den Einzelnen (ob Fraktionsmitglied oder fraktionslos) sowie eine unübersehbare Kontinuität zwischen den Parteiensystemen des Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der frühen Bundesrepublik. Da diese Handlungsmuster zentral für die Durchsetzung des vergleichsweise konsensualen deutschen Nachkriegsparlamentarismus sind, ist ihr Zustandekommen erst einmal selbst zu erklären. Eine solche Erklärung entwickelt das Forschungsvorhaben im Rahmen einer theoretisch fundierten und empirisch umfangreich abgesicherten Rekonstruktion der Parlamentarisierung Deutschlands.
Dabei steht das Handeln der Parteieliten im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Es werden zwei zentrale Handlungsarenen unterschieden. Zum einen wird das Verhältnis von Parteieliten und Parlamentariern untersucht. Handlungsziele sind einerseits Wiederwahl und Mandatsmaximierung, aber auch fraktionelle Geschlossenheit, d. h. die Ausbildung von programmatisch kohärenten und disziplinierten Parteien. Zum anderen geht es um die Interaktion zwischen Parteieliten und Regierung. Parteieliten haben zum Ziel, einerseits den programmatisch geforderten Politiken so weit wie möglich zur Durchsetzung zu verhelfen, andererseits aber auch die ideologische „Wiedererkennbarkeit“ und damit Wählbarkeit der Partei zu wahren.
Das Projekt zielt auf eine in Umfang und Systematik erstmalige quantitative Erfassung des elektoralen und legislativen Geschehens von der Nationalstaatsgründung bis zur Festigung der bundesdeutschen Demokratie. Die drei Epochen Kaiserreich, Weimarer Republik und frühe Bundesrepublik werden separat auf das Verhältnis Parteieliten-Abgeordnete bzw. Parteieliten-Regierung untersucht.
Das Forschungsvorhaben will die Bedingungen identifizieren, die in Deutschland für die Entwicklung des politischen Systems konstitutiv waren ohne einzig und allein für den deutschen Fall Erklärungskraft zu besitzen.

Newsletter Anmeldung

    Ich bin mit der Speicherung meiner Daten gemäß unseren Datenschutzhinweisen einverstanden.

    Newsletter Abmeldung