Förderung Geförderte Vorhaben Die Opera Buffa und die europäischen Höfe: Künstlernetzwerke und transnationaler Wissenstransfer von Dresden bis Sankt Petersburg (1750-1790)

Die Opera Buffa und die europäischen Höfe: Künstlernetzwerke und transnationaler Wissenstransfer von Dresden bis Sankt Petersburg (1750-1790)

Unter Katharina der Großen (1729-1796) avancierte die Komische Oper zum wichtigsten Instrument der Herrschaftsrepräsentation.

Die Gattung der Komischen Oper (opera buffa) entwickelte sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts zur festen Größe in der europäischen Hofkultur, so auch in Russland, wo sie von Italienern eingeführt, dem russischen Geschmack angepasst und von den Machthabern in den Dienst der jeweiligen politischen Agenda gestellt wurde. Unter Katharina der Großen avancierte die Komische Oper zum wichtigsten Instrument der Herrschaftsrepräsentation, wobei die uneingeschränkte kaiserliche Macht zur Schau gestellt, mythologisch-historisch begründet und die slawische Identität betont wurde. Maßgebliche Bühnenautoren, wie Aleksandr Ablesimov (1742-83) und Iakov Kniazhnin (1742-91), griffen Themen und Bildsprache der kulturell fremden Opern auf und wandelten sie in ihrem Sinne ab. Überdies wurden italienische Libretti ins Russische übersetzt und auf diesem Wege in eine sich allmählich institutionalisierende russische Opern- und Theatertradition integriert. Da die Komischen Opern italienischer Provenienz die Entstehung der russischen Oper befördert haben – eine Tatsache, die von der Forschung bislang nicht berücksichtigt worden ist –, möchte Dr. Korneeva aufzeigen, in welchem Ausmaß einschlägige Inszenierungen den Weg für Innovationen geebnet haben.
Dabei wird die gesellschaftliche und politische Rolle der Komischen Oper als erkenntnistheoretisches Paradigma zur Untersuchung von Prozessen des Wissenstransfers zwischen West- und Osteuropa verstanden. Dr. Korneeva verfolgt dabei zwei Ziele: Einerseits möchte sie klären, welche Rolle die Komische Oper bei den komplexen Austauschprozessen zwischen dem russischen und österreichischen Kaiserreich und den deutschen Höfen spielte und welchen Einfluss sie auf die ästhetischen Praktiken und die sich herausbildende Öffentlichkeit hatte; andererseits untersucht sie den komplexen interkulturellen Transfer der Opernrepertoires, die Mobilität der Künstler sowie die Wechselwirkungen diverser dramatischer Gattungen an und zwischen den europäischen Höfen.
Dr. Korneeva unterzieht das Korpus der italienischen Libretti einer komparatistischen, multilingualen und interdisziplinären Analyse. Dabei liegt der Fokus auf Austauschprozessen und gegenseitiger Befruchtung der dramatischen Gattungen. Ergänzend dazu zeichnet sie das Wirken italienischer Komponisten, Librettisten, Darsteller und Impresarios, die sich zwischen den europäischen Höfen bewegt haben, nach und versucht die Frage zu beantworten, auf welche Weise sie zur Herausbildung eines offiziellen russischen, österreichischen und deutschen Opernrepertoires beitrugen.

Newsletter Anmeldung

    Ich bin mit der Speicherung meiner Daten gemäß unseren Datenschutzhinweisen einverstanden.

    Newsletter Abmeldung