Profession und Familie im gelehrten Milieu des Kaiserreichs. Die Familien Mommsen und von Wilamowitz-Moellendorff. Mit der digitalen Edition der Briefwechsel von Theodor und Marie Mommsen sowie Ulrich und Ulrike von Wilamowitz-Moellendorff
Dieser Briefwechsel ist eine bedeutsame Quelle für die Kultur- und Mentalitätsgeschichte des Bürgertums und Adels, die Geschlechter-, Bildungs-, Wissenschafts-, Politik- und Universitätsgeschichte sowie die Geschichte der Altertumswissenschaften.
Ziel des Projektes ist es, eine Online-Edition des Briefwechsels von Theodor und Marie Mommsen sowie Ulrich und Ulrike von Wilamowitz-Moellendorff zu erstellen sowie eine Monographie vorzulegen, in der – gestützt auf die Korrespondenzen – die paradigmatische Rekonstruktion einer bildungsbürgerlichen Gelehrtenfamilie geboten werden soll. Im Zentrum des Interesses steht dabei das Verhältnis von „Profession“ und „Familie“ im gelehrten Milieu des Kaiserreichs; dabei werden charakteristische Formen der wissenschaftlichen Sozialisation und Interaktion rekonstruiert wie auch bildungsbürgerliche Familienverhältnisse und Rollenbilder analysiert. Ziel der Analyse ist es auch, die Interdependenzen von weiblicher und männlicher Sphäre dieses Milieus konzeptionell zu erfassen und die genderspezifische Praxis der bildungsbürgerlichen Lebensführung zu beschreiben.
Die Briefe sind wichtige historische Dokumente aus dem familiären Umfeld der beiden Nestoren der deutschen Altertumswissenschaft. Der Briefwechsel der Eheleute Mommsen erfasst den Zeitraum von 1854 bis 1902. Die 1 170 Briefe geben Auskunft über fast ein halbes Jahrhundert geteiltes Leben. Ulrich und Ulrike von Wilamowitz-Moellendorff haben ca. 500 Briefe hinterlassen, die sich von Ulrichs Kindheit über seine Schulzeit in der Landesschule Pforta (1862-1867) bis in die Zeit seiner Italien- und Griechenlandreisen (1872-1874) erstrecken, auf denen er in engem Kontakt zu Theodor Mommsen stand. Die Korrespondenz gewährt nicht nur Einblicke in die Familiengeschichte der beiden Gelehrten, sondern stellt auch eine bedeutsame Quelle für die Kultur- und Mentalitätsgeschichte des Bürgertums und des Adels, die Geschlechtergeschichte, die Bildungsgeschichte, die Wissenschafts- und Universitätsgeschichte, die Geschichte der Altertums- und Geschichtswissenschaften sowie die Politikgeschichte dar.
Das Forschungsprojekt wird in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Heidelberg und dem Deutschen Literaturarchiv Marbach durchgeführt, die für die digitale Edition der Briefwechsel verantwortlich sind. Die parallel am Historischen Institut der Universität Bern entstehende Monographie übernimmt die Funktion der historischen Kontextualisierung und Kommentierung zentraler Themen in den Briefwechseln.