Förderung Geförderte Vorhaben Neuuntersuchung der ‚Unteren Agora‘ von Pergamon

Neuuntersuchung der ‚Unteren Agora‘ von Pergamon

Primäres Ziel ist die Erstellung einer materialbasierten Rekonstruktion der Anlage.

Die „Untere Agora“ von Pergamon wurde in den Jahren 1900-1902 im Rahmen der Ausgrabungen der Königlichen Museen zu Berlin unter der Leitung von Wilhelm Dörpfeld freigelegt. Der im Anschluss daran veröffentlichte und mit einem Nachtrag von 1904 ergänzte Vorbericht stellt bis heute die Grundlage für jede weitere wissenschaftliche Auseinandersetzung dar. Obwohl der Baukomplex, der zu den größten im hellenistischen Pergamon zählt, immer wieder in den Blickpunkt von Untersuchungen mit meist übergeordneten Fragestellungen zu Form und Funktion von griechischen Hallenbauten kam, ist es bislang versäumt worden, die Anlage auf der Basis einer detaillierten Bauaufnahme zu re-konstruieren. Auch die Studien zu einzelnen Baugliedern haben zum tieferen Verständnis der Anlage und ihrer Funktion kaum etwas beitragen können. Da die baugeschichtliche Entwicklung in einigen entscheidenden Punkten unklar ist und daher auch keine verlässlichen Aussagen über Bin-nengliederung und räumliche Organisation getroffen werden können, fehlt letztendlich eine belastbare Grundlage für die Bewertung der Anlage im städtebaulichen Kontext.
Im Kern geht es in der Studie darum, die Frage nach der Funktion der „Unteren Agora“ zu rekonstruieren und ihre baugeschichtliche Entwicklung unter Anwendung von bauforscherischen und archäologischen Methoden nachzuvollziehen (Vermessung, fotografische und zeichnerische Aufnahme, kleinräumige Sondagen etc.). Darauf aufbauend soll klargestellt werden, ob es sich überhaupt um eine „Agora“ handelt. Unter Hinweis auf bislang unberücksichtigt gebliebene Strukturen im Hofbereich könnte es sich nämlich auch um ein Heiligtum oder möglicherweise auch um eine exklusive Freizeitanlage gehandelt haben.
Ein weiteres Ziel ist die Präzisierung der Baugeschichte. Während die Grabungsberichte von 1902 nur zwischen ursprünglicher Bauphase und späteren Umbaumaßnahmen infolge eines Erdbebens unterscheiden, soll im Rahmen der Studie die Komplexität der Baugeschichte en Detail nachgezeichnet werden. Zuletzt soll die Anlage in den Kontext der städtebaulichen Entwicklung gestellt werden, denn erst auf der Grundlage einer Funktionsanalyse kann beurteilt werden, ob die Anlage im städtebaulichen Gesamtkontext als merkantiler Gegenpol zur politisch-repräsentativen „Oberen Agora“ gedacht war oder ob sie möglicherweise in Verbindung mit einem weiteren Heiligtum bzw. einer luxuriösen Freizeitanlage gestanden hat.

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