Förderung Geförderte Vorhaben „Der Leibniz Böhmens‟ – Die Leibniz’schen Elemente in Bernard Bolzanos philosophischem System

„Der Leibniz Böhmens‟ – Die Leibniz’schen Elemente in Bernard Bolzanos philosophischem System

Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden Leibniz‘ vielfältige und folgenreiche Einflüsse auf die Ontologie, Logik und Metaphysik des Prager Philosophen und Mathematikers Bernard Bolzano (1781–1848) untersucht. Indem Fragestellungen verfolgt werden, die auch über die Bolzano-Forschung hinaus von Interesse sind, werden zudem Brücken geschlagen zwischen der Leibniz- und Bolzano-Forschung und der Bolzano-Forschung und zeitgenössischen Debatten zur Ontologie, Logik und Metaphysik.

Das Projekt gliedert sich in drei Teile:

Im Projektteil zur Metaphysik steht Bolzanos „Theorie von Grund und Folge“ („Abfolge“) im Mittelpunkt. Eine entscheidende Rolle für die Entwicklung von Bolzanos „Abfolge-Theorie“ spielt seine Auseinandersetzung mit dem „Satz vom zureichenden Grund“, einem Prinzip, das in Leibniz` Werk eine zentrale Stellung einnimmt. Im Projekt wird sowohl Bolzanos explizite als auch implizite Positionierung zu Leibniz, die eine Kritik von Leibniz` „Begriff des zureichenden Grundes“ sowie der Gültigkeit des „Satzes vom Grunde“ umfasst, erörtert. Zudem werden Leibniz` und Bolzanos Positionen vor dem Hintergrund der zeitgenössischen systematischen Debatten um den „Satz vom Grunde“ und um die so genannte „grounding“-Beziehung einer kritischen Eva­luation unterzogen.

Im Projektteil zur Logik liegt der Fokus auf Bolzanos Konzeption der „Sätze und Vorstellungen an sich“, mit der Bolzano einen philosophischen Paradigmenwechsel vorweggenommen hat, der oft erst Gottlob Frege zuge­schrieben wird: Bolzano unterscheidet konzise zwischen „subjektiven mentalen Zuständen“ und ihren „objektiven Gehalten“ und erklärt letztere zum eigentlichen Gegen­stand der Logik. Durch diesen anti-psychologistischen Zugang bricht er mit einer lang zurückreichenden Logik-Tradition, der auch Leibniz angehört. Dennoch meint Bolzano, seine Ideen insbesondere bei Leibniz bereits angelegt zu finden. Daher wird der Frage nachgespürt, wie nah bzw. fern sich Leibniz und Bolzano in ihren Bildern von Sprache und Denken wirklich sind.

Der Projektteil zur Ontologie widmet sich dem tra­ditionsreichen Begriffspaar „Substanz“ und „Adhärenz“ (bzw. „partikularisierte Eigenschaft“). Bolzanos Lehre der „Substanzen“ ist maßgeblich von Leibniz` „Mona­dologie“ geprägt, wenn er sich auch in wichtigen Detail­fragen explizit von Leibniz absetzt. Die Unterschiede werden studiert und kontextualisiert. Da für beide Philosophen „einfache Substanzen“ die Schlüsselrolle in ihren Systemen spielen, wird das Vorhaben durch eine Studie von Leibniz` und Bolzanos „Mereologien“, d. h. ihrer Lehren von Teil-Ganzes-Beziehungen, ergänzt. Abschließend wird in einem Unterprojekt erörtert, ob Bolzano nicht nur in seiner Konzeption der „Substanz“, sondern auch der „Adhärenz“ von Leibniz geprägt ist.

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