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Historie

Die Fritz Thyssen Stiftung wurde am 7. Juli 1959 als selbstständige gemeinnützige Stiftung privaten Rechts gegründet. Amélie Thyssen und ihre Tochter Anita Gräfin Zichy-Thyssen riefen die Stiftung im Gedenken an August und Fritz Thyssen ins Leben.

  • Amélie Thyssen (1877-1965)

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  • Fritz Thyssen (1873-1951)

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  • Anita Gräfin Zichy-Thyssen (1909-1990)

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  • Amélie Thyssen und Bundeskanzler Konrad Adenauer am 7. August 1960 anlässlich der Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband.

    Stiftungszweck
  • Stiftungssitz Rudolfplatz von 1961 bis 1972

    Stadtkonservator Stadt Köln: Hochhaus am Habsburgerring
  • Stiftungssitz am Römerturm von 1972 bis 2011

    Fritz Thyssen Stiftung, Am Römerturm 3, Gebäude

Amélie Thyssen (1877-1965) und ihre Tochter Anita Gräfin Zichy-Thyssen (1909-1990), die beiden Erbinnen des Stahlindustriellen Fritz Thyssen, gründeten die Stiftung am 7. Juli 1959 als selbstständige gemeinnützige Stiftung privaten Rechts mit Sitz in Köln. Sie statteten die Stiftung 1960 mit dem Ertrag – 1964 auch mit dem Eigentum – eines Aktienpakets der August Thyssen-Hütte AG im Nominalwert von 100 Millionen DM aus. Der Kurswert lag wesentlich höher. Während die in Argentinien lebende Tochter ein Viertel des Stiftungskapitals beisteuerte, brachte Amélie Thyssen den größten Teil auf. Damit trennte sie sich von nahezu der Hälfte ihres gesamten Firmenbesitzes.

Amélie Thyssen errichtete die Stiftung im Gedenken an ihren 1951 verstorbenen Ehemann, den ältesten Sohn des Dynastiegründers August Thyssen. Im Jahr 1900 hatte das Paar geheiratet, 1909 kam die gemeinsame Tochter Anita zur Welt. Nach dem Tod von August Thyssen (1926) brachte Fritz sein industrielles Erbe in die Vereinigte Stahlwerke AG ein, wo er von 1926 bis 1939 den Aufsichtsrat leitete. Fritz Thyssen zählte zu den frühesten großindustriellen Förderern Hitlers. Amélie trat ebenfalls in die NSDAP ein (1931). Doch bekräftigte sie 1939 auch den Bruch ihres Mannes mit dem NS-Regime und trug die Folgen mit: Enteignung und Ausbürgerung nach der gemeinsamen Flucht in die Schweiz, Verhaftung und Auslieferung durch die französische Vichy-Regierung im Dezember 1940. In der Zeit der Inhaftierung des Ehepaars – Januar 1941 bis Mai 1943 in der psychiatrischen Abteilung eines Privatsanatoriums; dann bis Februar 1945 als „Sonderhäftlinge“ im KZ Sachsenhausen, anschließend über Buchenwald und Dachau nach Südtirol verschleppt – wirkte sie für ihren kränklichen Mann als stabilisierende Stütze. Dies gilt noch mehr für die Zeit seines Arrests durch die US-amerikanische Militärregierung und seines Entnazifizierungsverfahrens (1945-48).

Nach dem Tod Fritz Thyssens im Februar 1951 förderte Amélie als Hüterin der Familientradition und Inhaberin wichtiger Eigentumsrechte den Wiederaufbau des Thyssen-Konzerns. Die Stiftung betrachtete sie als Krönung des Unternehmenserfolgs und Ausdruck einer ehrenden Memoria ihres Mannes. Ihren engsten Beraterkreis bildeten der Bankier Robert Pferdmenges, die Vermögensverwalter Robert Ellscheid und Kurt Birrenbach sowie der Vorstandschef der August Thyssen-Hütte AG, Hans-Günther Sohl. Bei ihnen spielte das Motiv, einen Teil des Familienbesitzes an das Unternehmen zu binden, eine erhebliche Rolle. Für den Zweck der Wissenschaftsförderung setzten sich vor allem Ellscheid und Birrenbach ein. Auch Bundeskanzler Konrad Adenauer, ein alter Freund der Familie, unterstützte die Gründung der Stiftung mit Nachdruck. Er sah darin ein Musterbeispiel für den Imperativ des Grundgesetzes, Artikel 14: „Eigentum verpflichtet“. Auf seinen Vorschlag wurde Amélie Thyssen als erste Frau mit dem zweithöchsten Verdienstorden der Bundesrepublik ausgezeichnet.

Die Fritz Thyssen Stiftung war die erste große, private wissenschaftsfördernde Stiftung in der Geschichte der Bundesrepublik. Damit strebte die Familie keinen Steuervorteil an, wohl aber wirkte die Stiftung als Pionier im deutschen Steuerstaat: Sie wirkte als Schrittmacher für die Befreiung aller gemeinnützigen Stiftungen von der Kapitalertragssteuer.

Ausschließlicher Zweck der Stiftung ist nach ihrer Satzung die unmittelbare Förderung der Wissenschaft an wissenschaftlichen Hochschulen und Forschungsstätten, vornehmlich in Deutschland, unter besonderer Berücksichtigung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Eine Satzungsänderung öffnete bereits 1962 eine weite Tür für die Förderung internationaler Kooperationsvorhaben. Die Gründungsgremien beschlossen, das Schwergewicht auf die Förderung der Geistes- und Sozialwissenschaften zu legen und daneben – einem Wunsch Amélie Thyssens folgend – auch die Medizin zu berücksichtigen. Von Anfang an entfaltete die Stiftung eigene Initiativen und bildete themenzentrierte Arbeitskreise. Den Beginn machte das interdisziplinäre Großprojekt „19. Jahrhundert“.

Das erste Kuratorium setzte sich aus den folgenden Mitgliedern zusammen:
  • Dr. h. c. Robert Pferdmenges | VORSITZENDER
  • Prof. Dr. Robert Ellscheid | STELLV. VORSITZENDER
  • Dr. Dr. h. c. Kurt Birrenbach | STELLV. VORSITZENDER
  • Dr. Julian Freiherr von Godlewski
  • Dr. h. c. Harald Kühnen
  • Dr.-Ing. E. h. Hans-Günther Sohl
  • Fritz Berg

Von entscheidender Bedeutung war die Berufung des ersten Wissenschaftlichen Beirates, in dem die Vorsitzenden der großen Wissenschaftsorganisationen maßgeblich mitwirkten: die Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Westdeutschen Rektorenkonferenz sowie der Vorsitzende des Wissenschaftsrates.

Die ersten Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats waren:
  • Prof. Dr. Helmut Coing | VORSITZENDER
  • Prof. Dr. Dr. h. c. Hermann Jahrreiß | STELLV. VORSITZENDER
  • Prof. Dr. Arnold Bergsträsser
  • Prof. Dr. Götz Briefs
  • Prof. Dr. Dr. h. c. Adolf Butenandt
  • Prof. Dr. Alois Dempf
  • Lazy Graf Henckel von Donnersmarck
  • Prof. Dr. Ulrich Haberland
  • Prof. Dr. Gerhard Hess
  • Prof. Dr. Paul Martini
  • Prof. Dr. Hans Peters
  • Dr. Hans Reuter
  • Prof. Dr. Hans Rothfels
  • Prof. Dr. Wolfgang Schadewaldt
  • Prof. Dr Hermann Schenck
  • Prof. Dr. Helmut Thielicke
  • Dr. Ernst-Hellmut Vits
  • Prof. Dr. Carl Friedrich von Weizäcker
  • Prof. Dr. Theodor Wessels

Dem ersten Vorstand gehörten 1961 Dr. Ernst Coenen und kurzfristig Finanzpräsident a. D. Georg Eichhorn an. An seiner Stelle wurde 1963 Kultusminister a. D. Werner Schütz berufen.

Die Fritz Thyssen Stiftung hat seit ihrem Bestehen insgesamt rund 561 Millionen Euro für die Förderung der Wissenschaften bewilligt.

[Prof. Dr. Hans Günter Hockerts, 2019]

50 Jahre Fördertätigkeit - Ein historischer Rückblick

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