Förderung Geförderte Vorhaben Vulnus amoris. A Trajectory in Medieval Romance Literature

Vulnus amoris. A Trajectory in Medieval Romance Literature

Dr. Gubbini untersucht die konzeptuelle und literarische Verbindung zwischen christlichem Leiden (passio) und literarischer Liebeswunde (vulnus amoris) in klassischen romanischen Texten der mittelalterlichen französischen und italienischen Litera

Die Liebeswunde ist ein Kernkonzept mittelalterlicher Metaphorik und kommt sowohl in religiösen Texten und künstlerischen Darstellungen der Passion Christi als auch in der Liebeslyrik der volkssprachlichen Dichter und Sänger vor. Ausgehend von der Seitenwunde Christi als Metapher für das verletzte Herz eines Liebenden ist die Säkularisierung dieses Konzepts – z. B. über die Leiden von Tristan und Lancelot – zentral für die Entwicklung der Metaphorik in der mittelalterlichen Literatur.
Dieser Übergang von der Religion zur Literatur ist durch eine »Übergangszone« innerhalb des religiösen Diskurses, der »mystischen Liebe«, erleichtert worden, so dass sich das Bild der Liebeswunde vom 7. Jahrhundert an in die profane Literatur hinein bewegt hat. Ein weiterer Schritt ist dann in der altitalienischen Dichtung (z. B. bei Cavalcanti, Guinizelli, Dante Alighieri) gemacht worden, in der dieser Topos ein immer wiederkehrendes Thema in der Beschreibung der Liebe wurde. Eine parallele Entwicklung sieht Dr. Gubbini auch in der altfranzösischen Dichtung und Prosa, wo Leiden und Bluten von Lancelot und Tristan oft mit dem Verlangen und der Wonne sexueller Liebe vermischt werden und wo in einer Rückbesinnung auf die »mystische Liebe« oft eine Verklärung des heiligen Grals und der heilenden Funktion der blutenden Lanze zu finden ist. Schließlich hat das Thema in der italienischen Dichtung mit Petrarca neues Leben bekommen, indem die Passion Christi und die profane Liebeswunde wieder näher zusammen gebracht worden sind.
Dr. Gubbini untersucht das Vokabular und die Metaphern der Liebeswunde in Schlüsseltexten mittelalterlicher, romanischer Literatur (z. B. Tristan und Isolde, Lancelot, Gral-Zyklus) und volkssprachlicher religiöser Werke (z. B. Passionsspiele), um der Persistenz, dem Zweck und der Entwicklung der Liebeswunde-Metapher unter Berücksichtigung auch der mittelalterlichen Kunst auf verschiedene Weise nachzugehen. Dabei zeigen die visuellen Repräsentationen der Passion Christi und der Liebeswunde ihre herausragende Bedeutung besonders in der Geschichte der mittelalterlichen Kunst, was in einer parallelen Studie auf diesem Feld untersucht wird. Der Kern dieser Ikonographieanalyse wird anhand der Illustrationen in den Manuskripten der Arbeiten von Chrétien de Troyes und der Artus-Romane durchgeführt.
Ziel dieser Studie ist es, die Schlüsselverbindungen zwischen literarischer Kultur und visueller Metaphorik der Liebeswunde zu identifizieren, um unserem Verständnis eines mittelalterlichen Schlüsselthemas neue Tiefe zu geben. Mit dieser Analyse erhofft sich Dr. Gubbini, Licht auf die Beziehung zwischen Rhetorik und Dichtung, die Verbindung zwischen heiligen und profanen Texten und die Entwicklung kultureller und künstlerischer Kontexte zu werfen, die hinter den lyrischen Texten dieser Zeit liegen.

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