Förderung Geförderte Vorhaben Militarisierung frühmittelalterlicher Gesellschaften. Erscheinungsformen, Regulierung und Wahrnehmung im westeuropäischen Vergleich

Militarisierung frühmittelalterlicher Gesellschaften. Erscheinungsformen, Regulierung und Wahrnehmung im westeuropäischen Vergleich

Seit der ausgehenden Antike lässt sich im Westen Europas eine kontinuierliche Militarisierung der Gesellschaft feststellen, eine Entwicklung, die sich im Frühmittelalter intensivierte und zu einem grundlegenden Charakteristikum des Mittelalters wurde.

Diese Militarisierung ist durch Merkmale wie das Fehlen einer Abgrenzung der militärisch Tätigen gegenüber der zivilen Bevölkerung, die über weite Bevölkerungsteile reichende Verbreitung von Waffen und die insgesamt hohe gesamtgesellschaftliche Anerkennung kriegerischer Fähigkeiten, Tätigkeiten und Werte gekennzeichnet. Das Forschungsprojekt möchte dieses im gesamten westlichen Europa beobachtbare Phänomen erstmals grundlegend in seinen Erscheinungsformen und Auswirkungen auf die Formierung frühmittelalterlicher Gesellschaften untersuchen.
Die Untersuchung erfolgt beispielhaft an den Gesellschaften des angelsächsischen Britannien und des langobardischen Italien, für deren Vergleich die Entwicklung im fränkischen Gallien den Referenzpunkt bildet. Während es in Italien nie eine allumfassende Einbeziehung der gesamten Bevölkerung in die Kriegsführung gegeben hatte, ist im fränkischen Gallien ein Prozess von einer breiten Heranziehung der Bevölkerung zum Kriegsdienst hin zu einer Professionalisierung und Spezialisierung eines berittenen Heeres feststellbar; in Britannien ist eine Spezialisierung der Kriegsführung erst mit den Umgestaltungen unter Alfred dem Großen am Ende des neunten Jahrhunderts erfolgt.
Ausgehend von den spätantiken Voraussetzungen liegt der zeitliche Fokus auf der Spanne zwischen dem 6. und späten 9. Jahrhundert. Der Untersuchungszeitraum umfasst somit die Periode seit der Verfestigung der nachrömerzeitlichen Herrschaften in Italien, Gallien und Britannien und endet mit dem durch die Einfälle der Wikinger und Sarazenen sowie innere Konflikte geprägten neunten Jahrhundert.
Ziel des Projektes ist es, zu untersuchen, welche militärischen Strukturen die frühmittelalterlichen Gesellschaften prägten, welche Veränderungen aufgrund der Konfrontation mit Krieg und Gewalt stattfanden und welche Auswirkungen diese äußeren Gegebenheiten auf die zeitgenössische Vorstellungswelt und Werte hatten.

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